Johann Peter Eckermann − Gespräche mit GoetheSieben analytische Gespräche über Goethes "Novelle"3
Gestaltung der Exposition
Sonntag Abend den 21. Januar 1827.
[...] Ich brachte das Gespräch auf die Novelle, die ich nun zu Hause wiederholt gelesen und betrachtet hatte. «Der ganze Anfang», sagte ich, «ist nichts als Exposition, aber es ist darin nichts vorgeführt als das Notwendige, und das Notwendige mit Anmut, so daß man nicht glaubt, es sei eines andern wegen da, sondern es wolle bloß für sich selber sein und für sich selber gelten.» «Es ist mir lieb,» sagte Goethe, «wenn Sie dieses so finden. Doch eins muß ich noch tun. Nach den Gesetzen einer guten Exposition nämlich muß ich die Besitzer der Tiere schon vorne auftreten lassen. Wenn die Fürstin und der Oheim an der Bude vorbereiten, müssen die Leute heraustreten und die Fürstin bitten, auch ihre Bude mit einem Besuch zu beglücken.» «Gewiß,» sagte ich, «Sie haben recht; denn da alles übrige in der Exposition angedeutet ist, so müssen es auch diese Leute werden, und es liegt ganz in der Sache, da sie sich gewöhnlich an der Kasse aufhalten, daß sie die Fürstin nicht so unangefochten werden vorbereiten lassen.» «Sie sehen,» sagte Goethe, «daß man an einer solchen Arbeit, wenn sie auch schon im ganzen fertig, daliegt, im einzelnen noch immer zu tun hat.» [...] (Eckermann, Gespräche mit Goethe; Überschrift und Nummerierung vom Herausgeber eingefügt)
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