Seit seiner Ankunft in Weimar Anfang Juni 1823 bis zu seinem Tode am 3. Dezember 1854 hatte Eckermann mehrere Wohnungen bezogen. Die Lebenshaltungskosten waren in Weimar hoch, und ein stetiges ansehnliches Einkommen, welches ihm ein Leben in Wohlstand ermöglicht hätte, war Eckermann zeitlebens nie beschieden, sodass ihm ein eigenes Haus samt Garten, wie es seinem Naturell entsprochen hätte, in den gut einunddreißig Jahren seines Weimarer Daseins versagt blieb. So bescheiden wie der Mensch Eckermann war, so bescheiden waren auch seine Quartiere.
Vermutlich am 1. Oktober 1823 bezog er ein Domizil in der heutigen Brauhausgasse Nr. 13, heute gelegentlich auch als "Eckermannhaus" bezeichnet. Von dort hatte er es nur wenige Schritte bis zu Goethes Haus am Frauenplan.
Hier wohnte er bis zu seiner Heirat mit Johanne Bertram im Jahre 1831. Die frischvermählten Eheleute Eckermann zogen dann in das Haus am Theaterplatz 1a, in welchem einige Jahre zuvor Johanna Schopenhauer ihren berühmten Salon unterhalten hatte. Die Ersparnisse der jungen Frau Eckermann sowie einige Geschenke des Hofes ermöglichten eine gutbürgerliche Einrichtung. Johanne Eckermann − ihr Mann gab ihren offizellen Namen mit Johanna Eckermann an − sorgte dafür, dass statt der unzähligen Vögel, die in der Wohnung in der Brauhausgasse ihr Dasein gefristet hatten, nun duftende Blumen und gerahmte Bilder eine wohnliche Biedermeier-Atmosphäre schufen.
Nach dem frühen Tod seiner Frau am 30. April 1834 wohnte Eckermann mit Sohn Karl dort noch einige Jahre, ehe er ungefähr im Jahre 1842 in den ersten Stock des stattlichen Hauses des Tuchmachers Zünckel an der Ecke Breite Gasse/Kaufstraße (heute Marktstraße 2) zog, eine, wie Eckermann sich ausdrückte, »einigermaßen anständige Wohnung«. Diese behielt er sogar während seiner Abwesenheit in den Jahren 1844−46 bei. Auch hier im Hause Zünckel hielt Eckermann − sehr zur Freude seines kleinen Sohnes Karl, jedoch zum Leidwesen seiner durch Lärm und Gerüche belästigten Nachbarn − zahlreiche Vögel und Säugetiere.
Seit wahrscheinlich ca. 1852/53 bewohnte Eckermann mit seinem Sohn Karl und einer Haushälterin sowie einer stattlichen Menagerie von Vögeln und anderem Getier eine Wohnung in der zweiten Etage des Hauses Markt 6, der damaligen Drogerie "Zum weißen Falken". Nachdem man ihm wegen seines eigenwilligen Verhaltens gekündigt hatte, mietete Eckermann, inzwischen eine von der Weimarer Gesellschaft unbeachtete Person, seit ca. 1853/54 mit Sohn Karl eine Erdgeschosswohnung in der heutigen Steubenstraße, damals Brauhausstraße, bei dem Kammermusiker Klemm, in welcher er am 3.12.1854 in Anwesenheit seines Sohnes Karl vermutlich an den Folgen eines Schlaganfalls starb.
* * *
***
«Wenn Goethe und einzelne höchst geistreiche Männer nicht meine Freunde und mein täglicher Umgang wären [...], ich möchte hier keinen Tag bleiben. Denn die hiesige Natur, die Stadt, und das Volk bieten wenig Anziehendes.» (Eckermann an seine Braut über Weimar, 18. August 1825)
***
Aus einem Zeitungsartikel von 1883:
«Die Wohnung Eckermanns, die schwerlich dem Ideal einer echten Hausfrau entsprochen haben würde, war für uns Jungen ein Eldorado. Ich rieche noch im Geiste den Menagerieduft, der alle Räume durchzog; wimmelte es doch an allen Ecken und Enden von behaarten und befiederten Hausgenossen, die teils in Käfigen untergebracht waren, teils frei umherliefen und ihrem Naturtrieb, allerdings nicht zur Erhöhung der Reinlichkeit und Vermehrung der guten Luft, nirgends Zwang antaten und anzutun brauchten. Von einem seiner Hauswirte, der sich einmal über diese Zustände beschwerte und dabei vielleicht über Eckermanns Lieblinge etwas starke Ausdrücke gebraucht hatte, behauptete er, das sei ein ganz gefährlicher Kerl, von dem man sich jeder Bosheit versehen könne.
Die Perlen dieser Menagerie, soweit sie mir noch gegenwärtig sind, waren ein Marder, Ratz genannt, der als besondere Leckerei Honig erhielt, und ein ganz zahmer, überaus drolliger Wiedehopf, welcher frei umherflog und auf den Namen Up hörte, zwei Repräsentanten der Tierwelt, denen der Volksmund bekanntlich eine andere Eigenschaft als den Rosen und Veilchen beilegt, was Eckermann freilich entrüstet als böswillige Verleumdung erklärte. Abgesehen von diesen gefangenen Kindern der Wildnis, wurde auch mit den Autochthonen des Hauses, den Mäusen, intimste Freundschaft unterhalten; besonders eine semmelblonde Spielart, die Isabelle genannt, war der erklärte Liebling, und als sie einestags, nachdem sie schon längere Zeit vermisst war, als eingetrocknete Mumie hinter einem Stoß Bücher gefunden wurde, war die Trauer groß. Einmal, ich weiß es noch wie heute, sagte der Alte zu mir: >Komm min Jong, wir wollen einen Spaziergang machen!< Dabei griff er nach einem im Schrank befindlichen Paar Stiefeln, das eine Weile außer Gebrauch gewesen war; da stellte es sich heraus, dass inzwischen eine Mäusemutter in dem einen ihr Wochenbett abgehalten hatte. Pietätvoll stellte Eckermann den Stiefel mit seinem zarten Inhalt auf den alten Fleck und suchte ein anderes Paar hervor.» William Marshall (geb. 1845, Kamerad von Eckermanns Sohn Karl)
* * *
Johann Peter Eckermanns Grabstätte an der Fürstengruft in Weimar
* * *
* * *
* * *
»Glücklich Weimar! −
Von den Städten allen bist du, kleine, wunderbar bedacht ...«
»Und man wird nach großen Männern fragen,
Die in schönen Zeiten hier gestrebt ...« |
J.S. Bach, 1685-1750 | Wieland, 1733-1813 | Herder, 1744-1803 | Goethe, 1749-1832 Schiller, 1759-1805 |
Literatur | |||
Eckermann
Goethes Gesprächspartner Eine anregende Biografie
über den Dichter und Vertrauten Goethes |
Wenn nur das
Wiederkommen nicht wäre Eckermanns Reisen
Anhang: Eckermanns Weimarer Wohnungen |
||
Am Abend ein Stündchen
bei Goethe Poesie und Prosa
Johann Peter Eckermanns |
Verwandte Seelen,
edle Meister Goethe und die späte
Goethezeit in wieder- entdeckten Schriften J. P. Eckermanns |