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Johann Peter Eckermann - Gedichte

Dem Andenken der Unvergesslichen.

Nun, nach Tagen heißverworr'ner Schmerzen,
Sei dem Leben höh'rer Trost erkoren:
Ewig bleibt sie meinem Geist und Herzen,
Und so hab' ich sie auch nicht verloren.

Ganz wie sonst will ich sie täglich fragen,
Was ich unterlasse, was ich handle;
Und es wird ihr geist'ger Wink mir sagen,
Ob ich treu in ihrem Sinne wandle.

Dann in Nächten wird sie mir erscheinen,
Hold ihr Bild in meinem Traum zu weben,
Und in süßer Täuschung werd' ich meinen,
Dass aufs Neu' sie mir zurückgegeben.

Doch am Morgen werd' ich sie vermissen;
Suchen werd' ich sie im Haus und Garten;
Aber, mich besinnend, werd' ich wissen,
Wo ich ihr Erscheinen zu erwarten.

Sie zu denken gießet stillen Frieden
In die abendlich durchweinten Stunden;
Und ich fühle sie, wie nicht geschieden,
Ewig treu mit meinem Geist verbunden.



Das Gedicht war ursprünglich der 73-jährigen Großherzogin Louise (Luise) anlässlich ihres Todes am 14. Februar 1830 gewidmet. Eckermann hatte es auf Bitten Ottilie v. Goethes für deren private Zeitschrift "Chaos" verfasst. In Ermangelung eines persönlichen Verhältnisses zur verstorbenen Großherzogin stellte Eckermann sich eine Situation eigener Betroffenheit vor, nämlich den Tod seiner geliebten Braut. Erst in seinem Gedichtband von 1838 reihte er das Werk in die Liebesgedichte ein. Daraus resultiert fälschlicherweise die Ansicht, Eckermann habe es seiner 1834 verstorbenen Frau Johanne zugedacht.
(Anm. d. Hg.)

Literatur
Eine Anthologie mit einigen poetischen Perlen Eckermanns und den Glanzlichtern aus den "Gesprächen mit Goethe": Eckermann-Anthologie
Helmuth Hinkfoth (Hg.)
Erzählungen, Gedichte,
Briefe und Reflexionen
Johann Peter Eckermanns